Ich habe euch im Artikel „Seifenherstellung – ein kurzer geschichtlicher Rückblick“ ja schon einen Eindruck zur Geschichte der Seife gegeben. In diesem Artikel geht es eher darum, wie sich die Seife im Laufe der Zeit verändert hat und was wir heute in den Händen halten, wenn wir ein Seifenstück kaufen:
Die Geschichte der Seife
Die erste Seife wurde vermutlich bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. hergestellt. Damals wurde Pflanzenasche mit Ölen vermischt, um eine Substanz herzustellen, das als Heilmittel eingesetzt wurde. Erst einige Jahrhunderte später entdeckte man außerdem die reinigende Wirkung von Seife. Fortan wurde Seife auch zu diesem Zweck verwendet.
Die Pflanzenasche, sogenannte Pottasche, wurde aus verbrannten Pflanzen und Hölzern gewonnen und anschließend mit meist tierischen aber auch pflanzlichen Ölen verkocht. Aus dem Verkochen der alkalischen Pottasche und dem Öl entstand eine fettlösende Lauge. Diese war in der Lage, die Oberflächenspannung des Wassers herabzusetzen und sich dadurch um einzelne Schmutzpartikel zu legen, um diese anschließend einfach mit Wasser abspülen zu können. Auch heute noch wird auf genau dieses Reinigungsprinzip bei Seife zurückgegriffen. Lediglich das Rezept zur Herstellung hat sich im Laufe der Geschichte etwas verändert.
So begann man beispielswiese der Pottasche das Mineral Soda beizumischen, um die reinigende Wirkung der anschließend hergestellten Seife zu erhöhen. Im 7. Jahrhundert wurde Pottasche dann erstmals durch Öle und alkalische Salze ersetzte und in einer Ätzlauge verrührt bis das Wasser größtenteils verdunstet und eine vergleichsweise feste ölige Masse entstanden war, die sich portionieren ließ: das erste Seifenstück. Noch heute wird diese Rezeptur mehr oder weniger bei der Seifenherstellung befolgt.
Da Soda jedoch nur in geringen Mengen in der Natur vorkommt, wurde im 19. Jahrhundert mit der künstlichen Herstellung von Soda begonnen. Denn nur die industrielle Produktion von Natriumcarbonat und Natriumhydroxid konnte dem erhöhten Bedarf an Seife entsprechen, den ein neues Hygieneverständnis zu dieser Zeit hervorgerufen hatte. Neben den Inhaltsstoffen veränderte sich zu dieser Zeit auch das Herstellungsverfahren. Statt dem Seifesieden wurde Seife industriell nun mit dem Einleiten von Dampf hergestellt.
Seife in der heutigen Zeit
Durch die Möglichkeit, die Bestandteile von Seife künstlich und in großen Mengen herzustellen, entwickelte sich Seife vom einstigen Luxusprodukt zu einem Reinigungsmittel für jedermann. Die heute im Handel erhältlichen Seifen besitzen meist einen recht geringen Anteil an richtiger Seife. Sattdessen bestehen sie zu großen Teilen aus synthetischen waschaktiven Substanzen. Außerdem werden den portionierten Stücken zusätzlich häufig Duftstoffe sowie Rückfettungs- und Hautschutzmittel beigemischt.
Dennoch findet man auch heute noch wirklich echte Seifenstücke, die dann jedoch meist etwas höherpreisig zu haben sind als die „unechten“ Seifenstücke. Besonders günstige, echte Seifen, enthalten hingegen in der Regel ein sehr preiswertes Basisfett wie beispielsweise Palmöl und ggf. noch einen Anteil Kokosfett. Jeder, der Seife selber macht, weiß, dass solche Seifen zwar schön fest und ergiebig sind, jedoch mit den selbst gerührten kaum mithalten können. Denn sie weisen meist keine Überfettung auf und auch die wertvollen, pflegenden Öle und Fette fehlen gänzlich. Seife, die hauptsächlich aus preiswertem Kokosöl hergestellt ist, ist nämlich nicht immer pflegend zur Haut. Wer also ein wirklich echtes Seifenstück haben möchte, dass die Haut neben der Reinigung zusätzlich pflegt, sollte beim Einkauf sehr aufmerksam sein und sich die Inhaltsstoffangaben auf der Verpackung durchlesen. Im Zweifelsfall ist es natürlich noch besser, die Seife selber zu machen. Denn dann weiß man wirklich, was in der Seife steckt!