Kokosöl für Haare , Hautpflege und die schlanke Linie? In den letzten Jahren hat sich Kokosöl ja zu einem echten Trendprodukt entwickelt. Es wurde sogar als Superfood gehypt und für Ernährung und Körperpflege gleichermaßen empfohlen. Kokosöl ist in aller Munde. Was wir ja bereits wussten: in vielen Kosmetikprodukten ist Kokosfett eine hervorragende Zutat, insbesondere in selbst gemachten Seifen. Doch inzwischen wird Kokosöl sogar in der Ernährung und als ideales reines Kosmetikprodukt für Haare und Körper empfohlen. Doch, was ist an diesen Behauptungen dran?
Kokosöl für Haare, Haut und Körper – sinnvoll oder nicht?
Dass sich in Sachen Kokosfett einiges getan hat, sieht man alleine schon daran, dass wir das duftende Öl der Kokosnüsse heute schon in beinahe allen Discountern in Bio-Qualität kaufen können. Vor einigen Jahren war das noch anders. Besonders diejenigen, die schon einige Jahre Seifen herstellen, kennen das sicher. Denn vor einigen Jahren haben wir Kokosöl beziehungsweise Kokosfett überwiegend in desodorierter, geruchsneutraler und gehärteter Form im Supermarkt bekommen. Diese harten Fette sind in der Regel stark verarbeitet, was natürlich mit Nährstoffeinbußen einhergeht.
Heute hingegen finden wir sogar in den meisten Discountern hochwertiges Kokosöl in Bio-Qualität zum guten Preis. Dieses Kokosöl hat noch seinen charakteristischen Duft und schmeckt auch völlig anders. Und wieso gibt es diese hochwertigen Bio-Kokosöle inzwischen überall? Weil die Nachfrage in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Denn Kokosöl hat heute viele Fans und Anhänger, die das Fett der Kokospalme für die Haarpflege und zu Körperpflege nutzen. Auch in der Ernährung hatte Kokosöl einen meistens guten Ruf weg und sollte sogar beim Erreichen des Wunschgewichts helfen. Oftmals wurde sogar empfohlen, Kokosöl pur einzunehmen. Und wie es bei vielen Sachen nun mal so ist: online entwickelt sich ein wahrer Hype, viele lassen sich schnell anstecken und springen auf den Zug auf. Besonders Hersteller und Produzenten nutzen solche Trends natürlich aus. Mit geschicktem Marketing wird aus einem vormals eher ungeachteten Nischenprodukt ein wahres Superfood, das angeblich Gesundheit, Schönheit und Schlankheit für alle bewirken kann.
Zumindest nachdenklich stimmte dann 2018 aber der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Karin Michels von der Uniklinik Freiburg. Sie ist nämlich der Ansicht, Kokosfett sei aufgrund seiner sehr hohen Anzahl gesättigter Fettsäuren für die Ernährung mehr als bedenklich. Und wir alle wissen ja, dass gesättigte Fettsäuren gesundheitstechnisch nicht unbedingt die Fettsäuren erster Wahl sein sollten. Da Kokosfett aber zu mehr als 90 Prozent aus solchen Fettsäuren besteht, liegt nahe, Frau Prof. Dr. Dr. Karin Michelshier Glauben zu schenken. Und tatsächlich ist es auch in keiner Weise wissenschaftlich nachgewiesen, dass Kokosöl einen enormen Nutzen für Gesundheit oder die schlanke Linie hat.
Hinzu kommt, dass Kokosöl als exotisches Tropen-Öl auch aus ökologischer Sicht nur in Maßen genutzt werden sollte. Denn für die Einfuhr des exotischen Öls braucht es lange Transportwege. Daneben kann der neue Hype ums Kokosöl unter Umständen dazu führen, dass wir früher oder später ein ähnliches Problem haben, wie es ja beim Palmöl bereits der Fall ist. Die Palmölindustrie ist verantwortlich für Regenwald-Rodungen mit Lebensraumvernichtung und Landraub. Und Kokospalmen wachsen ebenso wie die Ölpalmen, aus denen Palmöl gewonnen wird, in tropischen warmen und feuchten Gebieten. Und da Kokospalmen vor allem in Länder gedeihen, in denen Regenwald abgeholzt wird, ist es beinahe fahrlässig, hierzulande einen solchen Kokosfett-Boom zu provozieren. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Palmölproblematik inzwischen in aller Munde ist und man versucht, hier eine Lösung zu finden. Auf der anderen Seite beginnen wir aber damit, ein ebenfalls exotisches Tropenfett zu hypen und dessen Nachfrage erheblich zu steigern.
Vom Trend zum Kokosöl zum Trend zu heimischen Pflanzenölen
Ob Kokosfett aus ernährungstechnischer Sicht nun gut oder schlecht ist? Das wissen wir nicht. Denn echte wissenschaftliche Studien gibt es nicht und diejenigen, die heute auf Kokosöl schwören können auch nicht in die Zukunft blicken und sagen, ob die gesättigten Fettsäuren des Fettes nun geschadet haben oder nicht. Es ist aber doch bei vielen Produkten so: erst werden sie hochgelobt und dann verpönt. Klar ist aber doch, dass wir auch hierzulande und europaweit ein breites Spektrum hochwertiger Fette und Öle haben und auch mit diesen gesund und ausgewogen leben können.
Für die Ernährung werden nach wie vor ungesättigte Fettsäuren als gesundheitlich relevant angesehen. Und diese sind in großer Menge in unseren europäischen Pflanzenölen enthalten. Vielleicht ist es daher auch eine gute Sache, einfach mal das heimische Rapsöl zu verwenden und dieses in der Ernährung mit Olivenöl, Maiskeimöl, Walnussöl, Distelöl und Co. zu ergänzen. Und auch Leinöl ist ein sehr gutes Öl für die gesunde Ernährung. Wir haben also bereits eine große Auswahl gesunder Öle. In Maßen können wir dann auch Butter, Schmalz und natürlich auch Kokosöl verzehren, denn eine abwechslungsreiche Ernährung tut ebenfalls gut und hin und wieder ist auch gegen den Verzehr von Kokosöl nichts einzuwenden. Aber vielleicht nicht als einer der Hauptbestandteile unserer Ernährung, vor allem nicht esslöffelweise pur eingenommen – sowohl aus ökologischer als auch aus ernährungsphysiologischer Sicht.
Kokosöl für Haare, Haut und in der Körperpflege?
Wir verwenden Kokosöl aber nicht nur in der Ernährung, sondern auch in unseren selbst gemachten Kosmetikprodukten, in Seifen und natürlich auch pur für die Hautpflege. Sollten wir das nicht mehr tun? Da Kokosöl viele sehr positive Eigenschaften in der Kosmetik mit sich bringt, ist es oftmals schwer, darauf zu verzichten. Ein Beispiel aus der Seifenherstellung: Kokosöl ist eines der besten Fette, um der selbst gemachten Seife einen guten, üppigen Schaum zu verleihen. Für Seifen ist Kokosöl daher nahezu unverzichtbar. Denn auch andere Schaumöle wie etwa Palmkernöl und Babassuöl sind hier keine Alternativen, da es sich ja um exotische Öle handelt. Unsere heimischen Ölen bringen uns aber nun mal nicht die gleichen Eigenschaften, die wir am Kokosöl in selbst gemachten Seifen schätzen. Es wäre vielleicht eine Lösung oder zumindest ein Kompromiss, das Seifenrezept bewusster zu gestalten. Das heißt, exotische Öle als Schaumfette (die ja meistens in einer Menge von 10 bis 40 % eingesetzt werden) und regionale Pflanzenöle und Fette als übrige Seifenzutaten.
Auch beim Kokosöl für Haare und Haut in anderen Kosmetikprodukten ist es sinnvoll, auf die Einsatzmenge zu achten. Und natürlich zu schauen, ob man die exotischen Öle von Kokos- und Ölpalme nicht besser gegen europäische oder regionale Pflanzenöle und Pflanzenfette ersetzen kann.
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